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Merkurdurchgang 07.05.2003



Heimarbeit in Windach

von Bruno Wagner


An diesem Mittwoch konnte ich netterweise einen Heimarbeitstag einlegen und habe von zuhause gespechtelt.

Ein- und Austritt habe ich mir mit Glasfilter gegönnt, zwischendrin projiziert. Beim Eintritt war ich nicht sehr gut vorbereitet, wo ich die erste Beule erwarten musste und habe um 05:11:44 den Merkur bei vielleicht 10% Scheibchen erwischt. Um 05:15:49 war für mich 2. Kontakt, d.h. die wabernde Sonnenscheibe hat sich erstmals kurz um Merkur geschlossen.

Ich hatte das Glück sehr ruhiger Luft, da die Sichtline ca. 100 Meter über Grasboden ging. Deshalb war der Merkur eine auffällig scharf begrenzte Scheibe im Vergleich zu einem recht zentral auf der Sonnenscheibe prangenden großen Sonnenfleck. Einige andere größere Flecken, alle klar in Umbra und Penumbra gegliedert, gab es am Sonnenrand.

Nach dem Umbau auf Projektion haben dann auch Markus, Katharina und Claudia den schwarzen Fleck bestaunt. Die meiste Zeit des Durchgangs saß ich dann doch am Computer. In Arbeitspausen, als ich am Okular stand, kamen aber auch zwei Nachbarinnen, eine davon mit Tochter und eine Spaziergängerin vorbei.

Beim Austritt war die Luft dann schon spürbar unruhiger aber noch sehr brauchbar. Die Zeiten für 3. und 4. Kontakt sind 10:28:05 und 10:32:24. Alle Zeiten sind in UTC angegeben. Die Vergrößerung in den entscheidenenden Momenten bei Ein- und Austritt war 70fach.


Ausflug nach Frankreich

von Peter Kohlstruk


So gut wie Bruno konnte ich den Merkur-Transit nicht beobachten (und messen). Dafür glaubte ich mal wieder, es besonders gut zu machen, wenn ich um diese Zeit in einer dunklen und meteorologisch günstigen Gegend bin.

Also bin ich in die Causses gefahren. Wo das ist und was das ist, werden die wenigsten wissen. Es handelt sich um eine knapp 1000m hoch gelegene Kalkhochfläche in Frankreich, westlich der Cevennen, ca 120 km nördlich vom Mittelmeer. Etwas größere Städte in der Nähe sind Mende und Millau. Ein Knüller ist Europas längster Canyon, der die Causses auf mehr als 30km durchschneidet, ca. 500m tief, die Gorges du Tarn und weitere, ähnlich pittoreske Schluchten. Es ist eine der einsamsten Gegenden Mitteleuropas: 2 Einwohner/qkm! Zum Vergleich: Deutschland hat ca. 220, Frankreich insgesamt 110.

Also: keine Leuchtreklame, keine Strassenbeleuchtung, keine Städte, stockfinster! Im 5-Zöller SCT waren die aktuellen Galaxien wunderbar zu sehen, noch nie hatte ich M101 gesehen oder M104, zwei Schaustücke, die bei uns entweder zu tief stehen oder im Himmelshintergrund verschwinden, hier waren sie auch im kleinen Teleskop schon sehr eindrucksvoll. So weit, so schön, aber was ich Euch bisher verschwiegen habe: in zwei Wochen gab es nur zwei Nächte mit klarem Himmel, und anscheinend ist das dort in dieser Jahreszeit eher normal. Vielleicht probiert es ja mal jemand im Herbst, außer Dunkelheit gibt es sehr eindrucksvolle Natur, uralte Dörfer und tolle Möglichkeiten zu Wanderungen.

Merkur übrigens machte seinen Durchmarsch dort zwischen Regenwolken. Wenigstens zwischendurch konnte ich ihn sehen und fotografieren.


Bericht auf der Homepage von Detlef Koschny


Fotoserie von Roland Egger