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Sofi mit Hindernissen


von Kurt Kronschnabl


Eigentlich wollten wir ja auch nach Gröbenried kommen. Bruno hatte mich sogar "beauftragt" die akustischen Begeisterungsstürme und Kommentare dort speziell bei der Totalität auf DAT einzufangen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt...

Andreas Oma aus Salzburg ist am Montag früh gestorben und die Beerdigung wurde am Mittwoch angesetzt. An dem Mittwoch! Ich habe den Entscheidungskonflikt schnell damit beendet, daß ich mich natürlich dafür entschied, Andrea nach Salzburg zu begleiten.

Nach Aufklauben von Andreas Bruder und seiner Frau erreichten wir um 11:00 die Salzbuger Autobahn. 11:20 begann langsam die Bedeckung. Wir brauchten noch ein Pickerl und bekamen den Anfang des Jahrhundertereignisses in Holzkirchen auf dem Rastplatz mit.

Kurz vorm Inntaldreieck kam der obligatorische und unvermeidliche Stau der Salzburger Autobahn. Und was macht da mein doch immer zuverlässiges und in der Vertragswerkstatt gepflegtes Auto: ÄRGER! Die Temperaturanzeige war im Roten. So was hatte ich ja noch nie selbst erlebt. Aber schon oft gehört: Im Stau ist die Gefahr der Überhitzung am größten. Bei näherer Untersuchung ergab sich: Der Kühlerventilator machte keinen Mucks mehr. Entweder war es das Thermostat oder der Elektromotor.

Andreas Eltern waren schon in Schweinbach beim Essen angekommen und konferierten mit uns per Handy, was denn los sei.

Da kam doch glatt ein ADAC-Fahrzeug auf der Standspur auf uns zu! Man glaubt es nicht, wenn man ihn gerade braucht, dann ist er auch schon da. Hä, Pustekuchen! Er hat zwar mal kurz geguckt, aber logischerweise festgestellt, daß er natürlich erst was tun kann, wenn die Kiste abgekühlt ist. Außerdem ist er von jemand anderem gerufen worden und muß gleich weiter. Er will auf dem Rückweg wieder vorbeikommen, Na doll! Neben uns der Stau. Das kann dauern, bis er wieder an der selben Stelle ist. Und die Totalität rückt immer näher: 12:10!

Nach 15 Minuten war dann aber die Thermometernadel schon wieder merklich in Richtung Umgebungstemperatur gerutscht. Diese ist um diese Zeit schon deutlich gefallen und ein kühler Wind kommt auf. Wir, kurz vor einer Anhöhe stehend, könnten doch vorsichtig mit stehendem Motor vom "Gipfel" aus, uns runterollen lassen und durch den Fahrtwind die Temperatur weiter fallen lassen, war meine Idee.

Gesagt getan, fuhr ich los und merkte bald, daß der Motor weniger Wärme entwickelt, als der Fahrtwind bei 120 wegbläst. Ha, dann fahren wir doch einfach ganz normal weiter und regeln alles weitere bei unserem Treffpunkt in Schweinbach!

Aber da kam die Totalität immer näher und näher! Bibber bibber. Über uns war zwar momentan ein Riesenwolkenloch, aber von München her zogen dunkle dräuende Wolken heran. Schaffen wir es noch, oder nicht? Entgegen der warnenden Radiomeldungen: ab auf den Standstreifen! Es wurde immer knapper. Um 12:33 schließlich rückte die Wolkenwand so nahe, daß wir den Höhepunkt an diesem Platz nicht mehr werden erleben können.

Wir tollkühnen 4 beschlossen ein Wettrennen mit der Regenwolke! Ab ins Auto und mit quietschenden Reifen wieder auf die Piste, noch einem ebenfalls ausscherenden Wagen auf die Überholspur ausgewichen lasse ich mich mit 160 lotsen: Noch ein Stück, noch ein Stück, gleich kommt ein großes Loch, weiter weiter.

12:35: Es kommt eine kleine Ausfahrt hinter Grabenstätt. Ich in die Eisen und raus! Es stehen schon jede Menge Autos im Gras am Straßenrand und schauen durch ihre Brillen. Wir finden noch eine Lücke hinter zwei Autos und jumpen raus. Die Brillen schon fast auf der Nase: Ahhhhhh, geschafft, ein letztes Fitzelchen Sonne ist noch zu sehen und im nächsten Augenblick ist es finster.

Wir sind alle überwältigt. Irgendwo knallen Sektkorken. Die Brillen werden überflüssig, wie schauen nur noch nach oben und sind hin und weg. Ahhhhh, ohhhhhh dringt von allen Seiten an unser Ohr. Ich sehe doch glatt im Augenwinkel eine Sternschnuppe (bilde ich mir jedenfalls ein). Fragt mich aber jetzt bitte nicht nach den Daten! Die Venus sticht ins Auge. Andrea und ich halten uns ganz fest im Arm und staunen. Für eine kurze Zeit fühle ich mich auch mit den anderen umstehenden unbekannten Leuten verbunden. Schade, daß ich nicht an mein Fernglas dachte.

Dann ist es vorbei, der Mond gibt gleißend die Sonne frei und wir fahren ganz still und ergriffen weiter Richtung des traurige Anlasses der Fahrt.